Quer durch karge Schärenlandschaften

Am Samstag, 21. Juli legen wir in Göteborg quasi bei Windstille im Hafen ab, aber schon ein paar Meter weiter auf der Göta Älv weht der Wind ganz ordentlich mit 4 Beaufort – allerdings aus West, also genau gegenan. Wir motoren über die Göta Älv den Fjord hinaus (Segeln ist im Göteborger Stadt- und Hafenbereich ohnehin verboten). Bei der Durchfahrt unter der Älvsborgbron überholt uns eine der Stenaline-Fähren: spannend, eng, aber die Göta älv ist bereits ca. 100m breit. Es geht durch das Seehafengebiet von Göteborg. Wir sind überrascht: Während die östlichen Binnenhäfen eher verfallen, sind die westlichen Seehäfen riesengroß in die Schären gebaut. Erst als wir den Fjord nach Norden verlassen, hören die Hafenanlagen auf.

Es geht nun in die Schären nördlich von Göteborg. Dass diese anders sind als die Ostschären, war uns klar. An der Ostküste waren die inneren Inseln eher hoch und meist mit Pinien und Kiefern bewachsen, während erst die weiter draußen liegenden Inseln karg und felsig sind. Hier an der Westküste präsentieren sich die Inseln durchweg eher flacher, unbewaldet, fast auch unbewachsen. Und die ersten Meilen nördlich von Göteborg scheint auf jeder Insel ein Vorort zu sein. Fähren verbinden die Inseln fast rund um die Uhr. Erst nach ca. 5 sm gibt es auch mal wieder ein paar unbewohnte Inseln.

Während es draußen vor den Inseln ganz schön weht, können wir super segeln – bei ganz wenig Welle. Wir fahren in Richtung Marstrand und entscheiden uns für eine Übernachtung am Felsen auf der Insel Djupsundsholmarna. Wir brauchen allerdings drei Versuche bis unser Heckanker hält. Beim Festmachen fallen uns als erstes die Austern auf, die am Felsen wachsen – allerdings entweder schon geerntet oder zu klein zum Genießen. Das Wasser ist richtig klar, die Felsen mit großen bunten Algen und Muscheln bewachsen. Und ein kleiner Tidenhub von gut 30 cm – wie man dem Bewuchs an den Felsen entnehmen kann. Direkt neben uns legen dann noch zufälligerweise Niederländer an, die wir schon vom Schleusen kennen. Wir machen einen Inselrundgang auf „unserer“ kleinen Insel. Eigentlich sind viele kleine Inselchen, spärlich mit etwas Gras, Heidekraut, gelben Moosen und niedrigen Büschen bewachsen. Die Pflanzen ducken sich zwischen die Felsen – und der Wind pfeift ganz schön drüber hinweg.

Nach dem Sonnenuntergang (schon um 21:50 Uhr) geht es in die Koje.

Am Sonntag legen wir bei frischem Wind mit Stärke 5 ab – aber die Windrichtung passt, so dass wir nur mit Vorsegel auf eine Geschwindigkeit von fast 5 Knoten kommen – nicht schlecht. Die Schären südlich von Göteborg sind auch gut  –   abwechslungsreich, aber schon viel los: es wimmelt nur so von kleinen Fähren, Seglern, Motorbooten – uns gefallen aber die ruhigeren und bewaldeten Ostschären (südlich von Mem) deutlich besser. Wir segeln vorbei an einer Vielzahl von Inseln, Inselchen, Schiffen und Booten. Neugierig schaut vor Donsö eine Kegelrobbe dem ganzen Treiben aus dem Wasser zu.

Nach einer schönen Fahrt unter Segeln legen wir im Hafen von Vrångö an – eine wirklich nette, kleine Insel von der Größe Helgolands – nur weit weniger Einwohner. Wir wandern und rollern durch das gesamte Dörfchen und die halbe Insel. Es ist anders – fast alle Häuser und Hütten sind weiß angestrichen. Autos sind verboten und auf den schmalen Wegen auch nicht einsetzbar. Es gibt nur dreirädrige Last-Mofas und selbstgebaute Seifenkisten mit und ohne Motor. Wir besuchen natürlich Spielplatz und Kirche. Der Pastor (ein Österreicher) lädt uns ein, seine Brombeersträucher zu plündern – lecker.

Nachmittags geht es an einen der Sandstrände der Insel – zur Abkühlung, da es mittlerweile wieder richtig warm geworden ist. Wir rollern am Friedhof vorbei – es scheinen früher fast alle Bewohner als Lotsen gearbeitet zu haben.

Am Abend besteigen wir den Lotsenberg mit der Lotsenstation aus dem 18. Jahrhundert. Von hier  genießen wir eine schöne Aussicht über das Inselmeer und einen tollen Sonnenuntergang. In Summe eine Insel, die mehr zu bieten hat, als wir erwartet hatten.

Ein Kommentar

  1. Guten morgen, wir haben soeben eure Reiseroute mit den vielen herrlichen Eindrücken miterlebt – einfach faszinierend. Die Schären mit den vielen Überraschungen machen uns immer wieder neugierig. Bis jetzt haben wir eure Reise mit Spannung verfolgt.
    Wir wünschen euch weiter gutes Segelwetter und bleibt gesund!

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