58° 56,5′ N – 013° 52,1′ E

Am Freitag geht es im Göta-Kanal weiter abwärts. Wir passieren Töreboda mit der kleinsten Seil-Fähre (Europas) – Überfahrt dauert ca. 20 sec. -, anschließend fahren wir mittels 11 Schleusen in Summe knapp 30 Meter abwärts. Zwischen zwei Schleusentreppen müssen wir kurz den Gegenverkehr abwarten – und gehen Schwimmen. Benedikt schwimmt zum ersten Mal (mit Schwimmweste) alleine um das Boot herum. Bei einer der Schleusen müssen wir gleich zweimal ein „Floss-über-Bord“ – Manöver durchführen – beide sind erfolgreich! Benedikt hängt an dem selbstgebauten Floß – ein Verlust wäre schmerzlich.

In Norrkvarn legen wir an und spielen am Mini-Götakanal. Mindestens genauso interessant ist aber der kurze Spaziergang unterhalb der Schleuse, bei dem wir die Fundamente eines alten Kalkofens und die Unterführung eines Baches unter dem Kanal entdecken.

Die nächsten Schleusen sind ganz entspannt – wir sind das einzige Boot in der Schleuse. Und auch beim Anlegen in Lyrestad ist nur ein weiteres Boot am Anleger – erst abends wird es etwas voller. Wir spielen die schon lange geplante Runde Minigolf, die richtig gut klappt. Aber bei den Temperaturen von ca. 30° C geht am Nachmittag nichts mehr, außer Schwimmen, Liegen auf der Badeplattform oder dösen unter der Sprayhood.

Am Samstag, 14. Juli, fahren wir die letzten Meilen und die verbleibenden 8 Schleusen den Götakanal hinunter. In Sjötorp machen wir eine Pause zum Tanken und Shoppen (Kauf der noch fehlenden Seekarte vom Vänern). Wir treffen noch ein paar bekannte Schiffe in der letzten Schleuse wieder und dann geht es ab auf den Vänern.

Der Vänern ist der drittgrößte See Europas (elfmal so groß wie der Bodensee) udn komplett Biosphärenreservat. Der Bereich um die Schleusen erinnert uns an Holland – aber wir machen uns direkt auf in das kleine Schären-Archipel vor Sjötorp. Die Schären wollen wir genießen, sie werden wir in Holland (D, F, GB) nicht finden.

Unter Segeln und bei schönem Segelwind geht es über den See. Wir müssen kreuzen, da der Wind aus Westen uns entgegen weht. Und so erreichen wir im Vänern dann den voraussichtlich nördlichsten Punkt unserer Reise (58° 56,5’N) und auch zeitlich haben wir jetzt leider schon die Hälfte unseres Törns hinter uns. Unter Motor geht es in die kleine Bucht Röversand vor der Insel Brommö. Wir ankern, da uns die Felsenliegeplätze nicht zusagen, und fahren dann mit dem Schlauchboot zum Schwimmen in die Badebucht. Eine Bucht wie aus einem Werbekatalog: Heller Sand vor grünen Pinienwäldern und ziemlich warmes Wasser, welches nur ganz ganz langsam tiefer wird. Erfrischt vom Baden wandern wir noch ein wenig durch die Wälder und dann geht es zurück an Bord.

Am Sonntag ist das Wetter zunächst bedeckt, aber dafür haben wir wieder guten Segelwind. Im Laufe des Vormittags kommt dann aber wieder die Sonne heraus und der Wind schläft ein. Somit laufen wir die letzten Meilen unter Motor bis Läckö. Das weiße Schloss auf einem kleinen Hügel ist in der Sonne schon in 10 Seemeilen Entfernung gut auszumachen. Dank der Tipps eines Finnen zu allen Steinen, die er im flachen Hafenbecken schon getroffen hat, gelangen wird an einen super Liegeplatz. Das Schloß mit dem Hafen direkt dahinter ist wieder ein Highlight: Erbaut im (ausgehenden) Mittelalter, erhielt das Schloss im 17. Jahrhundert sein barockes Aussehen, als Magnus Gabriel de la Gardie das Schloss entsprechend der damaligen Zeit modernisierte (und viel, viel Geld dafür investierte). Seitdem ist es fast unverändert erhalten und ist mittlerweile eine Touristenattraktion. Wir nehmen an einer spannenden Schlossführung teil. Anschließend geht es an den kleinen Badestrand und wir machen noch eine kleine Rundfahrt mit dem Schlauchboot. Zwischenzeitlich füllt sich der anfangs noch mäßig volle Hafen mit Motor- und Segelbooten, Passagierschiff Diana und einem Nachbau eines Wikingerschiffs. Abends bekommen wir noch ein paar Musikfetzen von der Oper Vampyren mit, die heute im Schlosshof die Premiere hat.

Es wird hier nicht mehr richtig dunkel. Die Abenddämmerung geht direkt in die Morgendämmerung über und schon morgens um 5:00 Uhr scheint die Sonne wieder recht hoch vom Himmel auf die Nordseite des Schlosses, die schon beim Sonnenuntergang von der Sonne beschienen wurde. Solche Anblicke entschädigen für die meist unfreiwillige Unterbrechung der Nacht. Der Hafen ist einmalig geschützt und ruhig gelegen. Nur die Vögel sind auch mit den ersten Sonnenstrahlen aktiv – vor allem hörbar.

Wir freuen uns nun wieder auf eine Passage durch ein Schärenfahrwasser, um in dem westlichen Teil des Vänern weiter Richtung Göteborg zu fahren. Da heisst es wieder Tonnen abhaken.

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